Warum hängen so wenig Konzertplakate in der Stadt?
„Was die haben grad ein Konzert in Stuttgart gespielt?“, “Hab ich gar nicht mitbekommen, schade“, „Da hätten wir hingehen können“, solche und ähnliche Antworten bekommt man in letzter Zeit häufiger. Denn die Digitalisierung und die Mechanismen der Social-Media Plattformen sind bei Kultur- und Konzertinformation einfach nicht unfehlbar. Da wird dann schnell mal das neue Katzen-Video ausgespielt, aber nicht das Künstlerinterview fürs nächste Konzert. Und so wundert man sich, warum denn eigentlich so wenig Plakate in der Stadt hängen, die auf das vielfältige Kultur- und Konzertprogramm hinweisen, damit man außer übers Handy noch anderweitig informiert wird. Das müsste ja schließlich auch für die Stadt selbst und das Stadtmarketing von zentraler Bedeutung sein. Warum ist das also so?
Ganz einfach: Es ist sehr, sehr teuer geworden.
Die beliebten Plakate an den Gehwegabschrankungen wurden im Rahmen der letzten Ausschreibung der Stadt vor einiger Zeit an eine Außenwerbefirma vergeben. Dies erfolgte sogar mit dem neuen Ansatz die Plakatrahmen doppelt, also als „Sandwich“ auch auf der Gehwegseite für Plakate kleinerer Clubkonzerte und für die freie Kulturinitiativen günstig zur Verfügung zu stellen. Eine tolle Idee zur Kulturförderung, denn die Gehwegabschrankungen sind allein der Veranstaltungs- und Kulturwerbung vorbehalten. Leider ist aus diesem „günstig“ für die Kultur nichts geworden.
Jetzt wird es etwas komplex, denn anstatt die möglich günstige Beschickung, also das Kleben der Plakate auszuschreiben, wurde ausgeschrieben, wer am meisten für die Vermarktung zahlt. Und so muss der aktuelle Dienstleister hier sehr viel Geld an die Stadt zahlen, was er sich natürlich von den Kulturveranstaltern, die Plakate hängen wollen wieder zurückholt. Klar erkennbar ist auch, dass immer mehr öffentliche, städtische Einrichtungen und Aktionen mit Plakaten vertreten sind, denn am Ende fließt die Lizenzgebühr an die Stadt, die dann auch Mehrausgaben für die Plakatierung wieder ausgleichen kann.
Auf der Strecke bleiben private Kultur- und Konzertveranstalter, Clubs und Theater, deren Plakate mit dieser Ausschreibungspraxis aus dem sauberen Stadtbild verschwinden.
Selbst die kommerziellen Veranstalter hängen sehr wenig Plakate, weil die Kosten selbst für Konzerte in der Schleyerhalle oder Porsche-Arena zu hoch sind. Das wäre nicht zuletzt eine Imagewerbung für die Stadt, denn für eine Stadt wie Stuttgart ist ein privat organisiertes Kulturprogramm dieser Größe und Vielfalt nicht selbstverständlich. Auch Besucher von außerhalb können das tolle Angebot so nicht leicht finden. Und die digitalen Werbeangebote in der Stadt sind ebenfalls teuer oder fallen nicht auf.
Also nicht wundern, wenn an der nächsten Kreuzung nur Werbung von Messen, Projekten der öffentlichen Hand oder vom Volksfest hängt: Das ist politisch gewollt.